Knackgeräusche

Knackgeräusche


Nach einer erholsamen Woche in Broome machte ich mich wieder auf den Weg nach Süden. Auf der 614 km langen Strecke von Broome nach Port Hedland gibt es gerade mal zwei Roadhouses. Das erste ist das Sandfire Roadhouse. Insgesamt sind es 323 km bis dorthin.

Jedoch ertönte schon bald ein Knackgeräusch im Bereich meiner Pinion Schaltung. Schalten konnte ich problemlos. Das Geräusch war jedoch komisch. So entschloss ich mich auf die Barn Hill Station zu radeln.

Diese befindet sich 140 km von Broome entfernt. Die letzten 9 km vom Highway zur Station sind nicht asphaltiert und ziemlich sandig. Dort angekommen kontaktierte ich gleich den Veloladen Leuthold. Sie empfahlen mir nochmals zurück nach Broome zu gehen um das Velo in der Werkstatt zu überprüfen.

Per Anhalter konnte ich mit ein paar Leuten, die ebenfalls auf der Station übernachteten, zurück nach Broome fahren. Bei Andy von Kimberley Cycles fingen wir an nach der Ursache des Problems zu suchen.

Schon bald musste ich feststellen, dass es nicht einfach ist ein Knackgeräusch an einem Velo zu identifizieren. Immer wieder hielt ich Rücksprache mit Tom vom Veloladen Leuthold. Wegen der grossen Zeitverschiebung (6 Stunden zur Schweiz) war die Kommunikation nicht immer so einfach.

Nach 5 Tagen schrauben, schmieren, telefonieren und tüfteln hatten wir die Ursache für das Problem dann schlussendlich aber gefunden: Die Schrauben welche das Getriebe mit dem Rahmen verbinden verursachten das Geräusch.

In der Zwischenzeit hatte ich die Möglichkeit Broome noch ein wenig näher zu erkunden. In den Jahren 1688 und 1699 stellte der Entdecker William Dampier die ersten Erkundungen der Region mit der HMS Roebuck an. Nach diesem Schiff benannte man die Bucht Roebuck Bay, in der sich der Ort heute befindet. Am 21. November 1883 wurde Broome gegründet. Namensgeber war der damalige Gouverneur der Kolonie Westaustraliens, Frederick Broome.

Als bekannt wurde, dass auf dem Meeresboden Perlen zu finden sind, erlebte Broome durch den Perlenrausch einen Aufschwung und wurde zur „Perlenhauptstadt der Südhalbkugel“. Die Perlenindustrie des Ortes deckte 80 Prozent des weltweiten Perlmutt-Bedarfs. Über 5000 neue Siedler, meist Chinesen, Japaner, Aborigines und Südsee-Insulaner, wurden angelockt.

Auf dem Japanischen Friedhof befinden sich 600 Gräbern aus der Zeit des Perlenbooms. Erleichtert radelte ich die 140 km lange Strecke wieder zurück zur Barn Hill Station. Den Grossteil meiner Sachen durfte ich während meiner Abwesenheit dort einlagern.

An dieser Stelle möchte ich mich bei einigen Leuten ganz besonders für ihre Hilfe bedanken:

Ohne eure Hilfe hätte ich meine Weiterreise wohl nicht geschafft. Einen Tag verbrachte ich noch auf der Barn Hill Station und genoss dabei vor allem den wunderschönen Strand. Im Vergleich zum Cable Beach in Broome fand ich diesen um einiges natürlicher und ruhiger.

Die Vegetation hier an der Küste wurde zunehmend karger. Selbst Mitten im Outback gibt es mehr Pflanzen. Obwohl man so nahe am Wasser ist. Ein Hauptgrund dafür sind die Zyklone. Als Zyklon werden in der Meteorologie die tropischen Wirbelstürme im Indischen Ozean und im Südpazifik bezeichnet. In Australien und Indonesien werden die Zyklone traditionell auch „Willy-Willy“ genannt.

Meistens treten diese zwischen November und April auf. Fortwährende hohe Windgeschwindigkeiten, bis über 250 km/h, in Böen sogar über 350 km/h, sind dabei möglich. Da die Temperaturen gegen die Mittagszeit jetzt schon über 35°C (95°F) erreichen stehe ich jeweils um 3:30 Uhr am Morgen auf.

Dadurch kann ich schon vor der grossen Hitze die meisten Kilometer bewältigen. Zudem ist die Stimmung kurz vor dem Sonnenaufgang fantastisch und es herrscht praktisch kein Verkehr um diese Zeit. Erst gegen 10:00 Uhr, wenn all die Wohnwagenfahrer langsam wach werden, wird es langsam hektisch auf den Strassen. Beim Sandfire Roadhouse legte ich einen Ruhetag ein und traf dort einen weiteren Velofahrer.

Yoshiaki kommt aus Japan und ist von Melbourne aus durch die Nullabour und anschliessend der Westküste entlang geradelt http://karaage.biz/. Er will nun weiter nach Norden und anschliessend noch bis Cairns radeln.

Wir verbrachten einen Tag zusammen im Roadhouse und tauschten einige Informationen aus. Auch er beginnt seinen Tag jeweils möglichst früh. Somit starteten wir am nächsten Tag gleichzeitig um 5:00 Uhr.

Bereits 2 Tage später erreichte ich South Hedland. Die erste Ortschaft nach über einer Woche mit einem richtigen Supermarkt. Da ich unterwegs wegen der Hitze keine frischen Lebensmittel transportieren kann geniesse ich an solchen Orten immer den Luxus mal wieder Früchte, Gemüse und vor allem Schokolade essen zu können.

Auf dem Zeltplatz traf am ersten Tag ein weiterer Velofahrer ein. Chris kommt aus Adelaide, ist mit seinem Velo nach Geraldton geflogen und will nun über die Kimberleys bis Katherine und anschliessend dem Stuart Highway runter nach Hause radeln.

Leider hatte er bei seinem Start enorm viel Pech mit dem Wind. Der Gegenwind war so stark, dass er fast 600km per Anhalter nach South Hedland fahren musste. Auch hier blies fast jeden Tag ein starker Wind von Norden her.

Für mich war dieser jedoch ideal, da ich genau in die Gegenrichtung unterwegs bin. Auf dem ersten Teil aus South Hedland raus machten mir besonders die vielen Road Trains zu schaffen. Diese versorgen die umliegenden Mienen (Tom Price und Newman) bis zum Hafen in Port Hedland.

Port Hedland ist in der Region der wichtigste Umschlagplatz für Eisenerz, welches über den Hafen dort verschifft wird. Das Volumen des exportierten Eisenerzes stieg seit dem Beginn im Jahr 1966 stetig an. Die jährliche Umschlagmenge des Hafens beträgt im Durchschnitt 450 Millionen Tonnen. Seit 2017 ist Port Hedland der größte Exporthafen für Schüttgut weltweit.

Doch schon bald zweigte ich auf den North West Coastal Highway ab. Der Highway ist der zweitlängste in Western Australia (1’340 km) und verläuft teilweise in sehr einsamen Gegenden. Hier im Norden führt er durch die Pilbara Region.

Langsam beginnt in dieser Region die Blütenzeit. Stellenweise sieht man bereits schon einige Blumen blühen. Die Landschaft wirkt dadurch nicht mehr ganz so karg. Zeltplätze zu finden ist jedoch nicht immer ganz einfach.

Meistens muss ich nach einem ausgetrockneten Flussbeet Ausschau halten. Dies ist oftmals der einzige Ort wo noch Büsche und Bäume wachsen und man sich verstecken kann. Zudem gibt es überall Zäune, welche in einigen Metern Abstand parallel zur Strasse verlaufen. Ich sage immer wieder: „Australia is a very fency country“.

Dank dem optimalen Rückenwind kam ich schon nach zwei Tagen in Karratha an. Dies ist die letzte richtige Ortschaft für mich bis runter nach Carnarvon. Somit erhole ich mich nochmals kurz für ein paar Tage bevor es weiter geht.