Die Tempeltour

Die Tempeltour


Vermutlich liegt es an der Hitze , dass hier in Südostasien alles ein wenig langsamer läuft. Besonders die Behörden leiden enorm darunter. Geschlagene 2 Wochen musste ich warten bis mein Kambodscha Visa verlängert war und ich das Vietnam Visa erhielt.

Die Tage verbrachte ich meistens mit kleinen Velotouren durch Phnom Penh. Dabei konnte ich beobachten wie sich die Stadt gewandelt hat seit meinem letzten Besuch in 2012. Ganze Stadtviertel wurden innert kürzester Zeit aus dem Boden gestampft oder umgebaut.

Wo vor 5 Jahren noch Reisfelder und Wellblechhütten standen sieht man heute Hotel Resorts und Wolkenkratzer in den Himmel ragen. Auch der Tourismus hat enorm stark zugenommen. Menschen aus der ganzen Welt mit unterschiedlichem Reisebudget strömen in das Land.

Dadurch sind auch die Preise enorm gestiegen. Während ich mir für 5.- US Dollar damals noch ein Zimmer leisten konnte, muss man sich für den selben Preis mit einem Bett im Schlafsaal zufrieden geben.

Genau am 25. Dezember landete meine Mutter in Phnom Penh. Seit über einem halben Jahr hatte ich sie nicht mehr gesehen. Wir hatten uns viel zu erzählen und nutzten die ersten zwei Tage um die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu besichtigen.

Natürlich durfte ein Besuch der beiden Gedenkstätten Tuol Sleng und Choeung Ek nicht fehlen. Zuerst fuhren wir mit dem Tuk Tuk zum Tuol Sleng Museum, das nicht weit ausserhalb des Stadtzentrums liegt.

Das Tuol Sleng Genozid Museum ist das ehemalige Gefängnis S-21 der Roten Khmer. Bei dem Gebäudeensemble handelt es sich um eine ehemalige Schule der Stadt, das von den Roten Khmer nach der Eroberung Phnom Penhs als Gefängnis mit systematischer Folterung der Insassen genutzt wurde.

Am nächsten Tag fuhren wir dann zur Choeung Ek Gedenkstätte, die etwa 17 Kilometer ausserhalb der Stadt liegt. Choeung Ek ist das bekannteste der sogenannten Killing Fields, auf denen das Regime der Roten Khmer zwischen 1975 und 1979 etwa 17.000 Menschen exekutierte.

Massengräber mit 8.895 Leichen wurden hier nach dem Fall der Diktatur entdeckt, viele der Toten waren frühere Insassen des Tuol Sleng Gefängnisses. Ein Besuch der beiden Orte finde ich enorm wichtig, wenn man die Geschichte Kambodschas verstehen will.

Mit dem Flieger ging es am dritten Tag von Phnom Penh nach Siem Reap. Dort kauften wir uns ein 3 Tages Ticket um möglichst die ganze Tempelanlage von Angkor besichtigen zu können. Gleich am ersten Tag fuhren wir mit dem Tuk Tuk los.

Angkor war vom 9. bis zum 15. Jahrhundert das Zentrum des historischen Khmer-Königreiches Kambuja. Weltbekannt wurde Angkor durch die noch heute sichtbaren Zeugnisse der Baukunst der Khmer in Form einzigartiger Tempelanlagen.

Auf einer Gesamtfläche von mehr als 200 km² wurden nacheinander mehrere Hauptstädte und in deren Zentrum jeweils ein großer Haupttempel errichtet. Bis heute wurden bereits mehr als 1000 Tempel und Heiligtümer unterschiedlicher Größe entdeckt.

Es gibt Vermutungen, dass im Großraum von Angkor am Höhepunkt des historischen Königreiches bis zu einer Million Menschen auf etwa 1000 km² gelebt haben könnten. London hatte damals gerade mal 10’000 Einwohner.

Bis heute wurden bereits mehr als 1000 Tempel und Heiligtümer unterschiedlicher Größe entdeckt. Mich schockierte es die Zunahme an Touristen zu sehen, die täglich in die Anlage strömen. Besonders die Zahl der Chinesischen Pauschaltouristen ist besorgniserregend.

Von geniessen kann bei solchen Massen keine Rede mehr sein. Wir hatten uns entschieden die Tour in umgekehrter Reihenfolge zu machen und konnten somit den Hauptströmungen ein wenig ausweichen.

Am zweiten Tag entschlossen wir uns nochmals den gleichen Tuk Tuk Fahrer zu mieten, was sich als fataler Fehler erweisen sollte. Zuerst fuhren wir zu dem weit abgelegenen Banteay Srey Tempel.

Der auf Grund seiner Ornamentik als einer der kunstvollsten geltende Tempel wurde Mitte des 10. Jahrhunderts erbaut. Der Tempel wurde während der Regentschaft von Rajendravarman II. (944–968) zu Ehren des Gottes Shiva errichtet.

Seit 2004 wird der Banteay Srei Tempel mit finanzieller Unterstützung der Schweiz restauriert. Neben dem Eingang gibt es eine Ausstellung mit Informationen zum Tempel.

Dies fand ich sehr hilfreich. Im Rest von Angkor findet man nämlich überhaupt keine Informationstafeln. Wer sich keinen Tourguide leisten kann hat einfach Pech gehabt.

Auf dem Weg zur Roluos Gruppe machten wir noch einen Zwischenstopp im Landminen Museum von Aki Ra. Aki Ra ist ein ehemaliger kambodschanischer Kindersoldat und Initiator der Organisation .

Weil sich im Laufe der Zeit zahlreiche Minen und Waffen ansammelten, stellte Ra diese ab 1999 in einem eigens eröffneten Museum aus. Hier arbeitete er auch an der Aufklärung der Bevölkerung über die Gefahren und Verhaltensregeln in Bezug auf Minen.

Zum Abschluss des Tages besuchten wir noch die Roluos Gruppe. Roluos-Gruppe ist der Sammelname für drei bedeutende Tempelbauten in der direkten Umgebung des Dorfes Roluos.

Bedeutend ist insbesondere der Bakong. Dieser gilt als erster großer Staatstempel der Khmer, als bis dahin größtes Bauwerk des südostasiatischen Festlands und als Vorbild späterer, noch größerer Tempelanlagen.

Leider wurde unser Tuk Tuk Fahrer am Abend fast handgreiflich, als wir ihm nicht mehr als den vereinbarten Preis bezahlen wollten. Man kann 100 positive Erlebnisse machen in einem Land. Ein einzig richtig Negatives kann leider viel davon zerstören.

Wer mit dem Tuk Tuk Angkor besichtigt sollte unbedingt den Preis vor der Tour vereinbaren und nicht mehrere Tage hinter einander den gleichen Fahrer wählen. Diese fordern meistens (für Kambodschanische Verhältnisse) utopische Preise.

Unser letzter Tag in Angkor war auch gleichzeitig der letzte des Jahres. Zuerst besuchten wir das Herzstück der gesamten Anlage: Angkor Wat. Der Tempel ist ein Nationalsymbol und ist seit ihrer ersten Version von ungefähr 1863 auf der Nationalflagge Kambodschas abgebildet.

Im 10. Jahrhundert wurden unter Yasovarman I. (regierte 889–910) zahlreiche Bewässerungsanlagen und Stauseen angelegt, die unter anderem dazu beitrugen, dass mehrmals im Jahr Reis geerntet werden konnte. Diese erfolgreiche Landwirtschaft führte zu Nahrungsüberschüssen und brachte dem Khmer-Reich großen Reichtum.

Gegen Ende des dritten Tages hatten wir langsam genug Tempel gesehen. Dennoch fiel es mir nicht leicht mich von dieser tollen Anlage zu verabschieden. Mit eigenen Worten sind die Eindrücke fast nicht zu beschreiben, die man beim Besuch empfindet.

Die Silvesternacht lies einem kaum Zeit zum schlafen. Unser Flug ging bereits am Morgen darauf zurück nach Phnom Penh. Die letzten 2 Tage mit meiner Mutter verbrachten wir dabei unter anderem noch mit dem Besuch des Königspalastes und der Silberpagode.

Dies lohnt sich aus unserer Erfahrung überhaupt nicht. Die Architektur ist ziemlich schlicht. Besonders nach einiger Zeit in Südost Asien empfand ich diesen Komplex schon fast ein wenig enttäuschend.

Der Abschied von meiner Mutter fiel mir nicht ganz leicht. Wir durften eine tolle Zeit zusammen hier verbringen. Für mich ging es schon am nächsten Tag wieder in den Sattel.

Phnom Penh ist nicht meine Lieblingsstadt und so war ich ziemlich froh in Richtung Vietnam aufbrechen zu können. Bereits nach 2 Tagen erreichte ich die Grenze in Phnom Den.

Der Grenzbeamte dort war enorm unfreundlich und warf am Schluss meinen Pass durch die Gegend. Ein grosser Widerspruch zu den Menschen in diesem Land (abgesehen von unserem Tuk Tuk Fahrer).

Jetzt geht es erst einmal ins Mekongdelta. Auf einen erneuten Besuch in diesem Land freue ich mich schon riesig. Akuun jaan Kampouchea!