Kaltstart

Kaltstart


Die letzten zwei Tage vor meiner Abreise verliefen ziemlich hektisch. Meine neuen Taschen haben deutlich weniger Platz und ich möchte auch noch ein Packraft mit Paddel und Schwimmweste mitnehmen.

Mein neues Velo ist in Zusammenarbeit mit Tom Spahr vom Veloladen Leuthold entstanden. Diesmal verwende ich einen Titanrahmen von Falkenjagd und erneut ein Pinion Getriebe mit Kettenantrieb.

Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an Tom für seine super Arbeit! Der schwierigste Teil einer Reise ist für mich immer der erste Tag. Abschied nehmen von Familie und Freunden ist nie einfach.

Da ich bislang keine Zeit gefunden hatte, mich auf die Reise vorzubereiten, wollte ich die erste Etappe als Teststrecke nutzen. Dazu radelte ich von der Schweiz aus in Richtung Paris.

Leider spielte das Wetter nicht richtig mit. Nässe und Kälte sind nicht ideal zum Velofahren.
Die ersten beiden Tage konnte ich zum Glück noch bei Freunden in Frick und Basel übernachten. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Claudius und Xaver.

Am nächsten Tag überquerte ich die Grenze nach Frankreich und radelte in Richtung Mulhouse. Besonders der Gegenwind machte mir danach zu schaffen. Gerade als ich in Buethwiller unter einem Vordach mein Zelt aufstellen wollte, lief ein Spaziergänger mit seinem Hund vorbei und lud mich zum Nachtessen und Übernachten zu sich nach Hause ein.

Lukas ist erst gerade kürzlich ausgewandert. Es gab viel zu erzählen und wir diskutierten bis spät in die Nacht hinein. Merci vielmals Lukas für die tolle Gastfreundschaft.
https://youtube.com/@JENNISWISS?si=cn8OsIugrsa_m1nR

Die kurzen Tage in Kombination mit der Kälte waren eine Herausforderung. Meine Regenkleider dienten als Windschutz. Am Morgen radelte ich so lange bis mir warm wurde. Gegen Mittag gönnte ich mir jeweils einen Kaffee im Restaurant um mich aufzuwärmen.

Auf dem Weg nach Besancon setzte zusätzlich zum Wind auch noch ein starker Regen ein. Kurz entschlossen sprang ich auf den Zug und fand in der Jugendherberge Unterschlupf.

Am nächsten Morgen erreichten mich Bilder aus der Schweiz mit weissen Landschaften. Nach einem Ruhetag in Besancon ging es weiter der Euroveloroute 3 entlang. Nie traf ich andere Tourenfahrer.

Mein neues Velo habe ich auf den Namen "Siemis" getauft. Der Name bedeutet im Rätoromanisch (Sursilvan) "Träume". Mit dem Bikerafting will ich mir neue Träume verwirklichen.

In Dole besuchte ich das Geburtshaus von Louis Pasteur. Er war ein Chemiker, Physiker, Biochemiker und Mitbegründer der medizinischen Mikrobiologie, der entscheidende Beiträge zur Vorbeugung gegen Infektionskrankheiten durch Impfung geleistet hat.

Das Wetter war auch hier richtig schlecht. Die ganze Nacht lang regnete es durch und als am nächsten Morgen kein Ende in Sicht war, sprang ich nochmals auf den Zug. Die Regionalzüge (TER) transportieren Velos umsonst.

Via Dijon ging es mit der Bahn bis Tonnerre. Dort war es tatsächlich trocken. Bis am Abend gelangte ich nach Cheny, wo ich mein Zelt unter dem Vordach eines Gebäudes vom Rugbyklub aufstellte.

Mein neuer Schlafsack hielt den Minustemperaturen perfekt stand. Jedoch war alles komplett nass am Morgen als ich aufstand. Weiter ging es der Yvonne (Fluss) entlang.

Die Zeltplätze sind praktisch alle geschlossen. Dennoch klapperte ich alle ab, an denen ich unterwegs vorbei fuhr. An diesem Tag hatte ich etwas ausserhalb von Sens Glück. Der Platzwart lebt das ganze Jahr hier und erlaubte mir im Aufenthaltsraum zu übernachten, wo ich auch gleich meine nassen Sachen trocknen konnte.

Eine Veloroute fand ich am nächsten Tag nicht mehr. Weshalb ich ein wenig improvisieren musste. Eigentlich wollte ich den Feldwegen folgen. Jedoch sind diese durch den vielen Regen völlig durchnässt.

Nach ein paar Schlammschlachten entschloss ich mich auf die asphaltierten Strassen auszuweichen. Selbst der Kettenantrieb der Pinion verklemmte sich durch den vielen Schlamm.

Am letzten Tag vor meiner Ankunft in Paris hatte ich am meisten Mühe einen Schlafplatz zu finden. Ich fuhr konstant der Seine am Flussufer entlang und fand erst bei Anbruch der Dunkelheit in Vaux le Pénil einen Zeltplatz, wo ich in der kalten Dusche mein Nachtlager aufschlagen durfte.

Meine Ankunft in Paris verlief erstaunlich gut. Das Wetter blieb stabil und ich war positiv überrascht, wie gut die Velowege hier ausgebaut sind. Für 3 Nächte quartierte ich mich im Hostel ein.

Da ich zu Hause wegen meinen Abschlussprüfungen keine Zeit gefunden hatte alles für die Reise vorzubereiten, holte ich dies hier in Paris nach.

Am vierten Tag gab es ein grosses Wiedersehen mit Wesley. Wir hatten uns 2016 in Sambia kennengelernt. https://cycoholic.org/de/touren/drei-kontinente/pechstraehne

Wesley lebt seit ein paar Jahren mit seiner Verlobten Maggie hier in Paris. Ein paar Tage durfte ich bei ihnen übernachten.

Über das Wochenende besuchte mich meine Mutter. Trotz Dauerregen konnten wir die gemeinsame Zeit nutzen, um ein paar der Sehenswürdigkeiten anzuschauen.

Neben dem Centre Pompidou besuchten wir auch den Louvre. Bei dem Regenwetter gab es einen ziemlich Ansturm an Besuchern, weshalb wir uns entschlossen zur Champs Elysées weiter zu gehen.

Natürlich durfte ein Besuch des Arc de Triomphe nicht fehlen. Mit dem unterhalb des Triumphbogens befindlichen Grab des unbekannten Soldaten soll an dieser Stelle an die Toten, welche nie identifiziert wurden gedacht werden.

Gerade noch rechtzeitig vor der Dämmerung gelangten wir zur Basilika Sacré Coeur de Montmartre. Der Eintritt ist kostenlos.

Die Aussicht von hier oben auf die Stadt hinunter ist im Abendlicht besonders schön. Gleichzeitig hörte es auch mal kurz auf zu regnen. Eine willkomene Abwechslung für uns.

Gleich als erstes besuchten wir an unserem letzten gemeinsamen Tag das wohl bekannteste Wahrzeichen von Paris: den Eiffelturm.

Zum Abschluss ging es noch auf eine spezielle Tour zur Kathedrale Notre Dame. Da wegen des Brandes von 2019 die Kathedrale geschlossen ist, wurde am Fusse ein 500m² grosser Raum geschaffen für eine Virtual Reality Erfahrung.

Wesley hatte uns dies empfohlen. In 45 Minuten reist man von der Grundsteinlegung durch die Geschichte bis in die Gegenwart. Eine digitale Rekonstruktion der Ereignisse. Danke Wesley für diesen super Vorschlag.

Danach musste ich mich bereits wieder von meiner Mutter verabschieden. Ein grosses Dankeschön für den Besuch. Für die letzten zwei Tage in Paris ging es noch einmal zu Maggie und Wesley, wo ich mich auf meinen Flug nach Santiago de Chile vorbereitete.

Meine Reise kann neu auch über Polarstep verfolgt werden:
https://www.polarsteps.com/NinoTrunz