Band of Brothers

Band of Brothers


Die Tage in Dahab mit Schnorcheln waren richtig erholsam. Mit dem Bus ging es zurück nach Luxor, wo ich noch ein paar Tage im Bob Marley Hostel verbrachte. Das schönste und sauberste Hostel, das ich in Ägypten gefunden habe.

Am Bahnhof von Aswan erwarteten mich bereits Matthias und Mo. Ich hattte Matthias zufällig in Luxor getroffen. Er radelt momentan ebenfalls in Richtung Ostafrika. Wir fuhren direkt aufs Sudanesische Konsulat, wo ich mein Visa beantragen konnte.

Einen Tag später radelte Marco aus China bei uns im Camp ein. Er ist vor einem halben Jahr in China gestartet und versucht nun Südafrika zu erreichen. Der vierte Radfahrer lernten wir noch am selben Abend kennen. Coltàn kommt ursprünglich aus Serbien lebt aber seit längerer Zeit in Istanbul. Um dem kalten Winter zu entfliehen fährt er jedes Jahr für 3 Monate durch die Gegend.

Beim zweiten Besuch auf dem Konsulat lernten wir noch Michael aus Australien kennen. Er ist Reisejournalist und sehnte sich nach 2 Jahren in Südafrika auf einen Wechsel. Seit ein paar Monaten reist er mit dem Rucksack durch die Gegend. Er entschloss sich mit uns zusammen bis nach Khartoum durch die Wüste zu radeln. Ein passendes Velo für ihn fanden wir nach längerer Suche auf dem Markt in Aswan. Der letzte Teilnehmer flog am nächsten Tag von Berlin aus ein. Caspar, ein Freund von Matthias, kam extra für 3 Wochen auf Besuch.

Wir entschlossen uns BAND OF BROTHERS zu nennen. Früher konnte man nur per Fähre von Aswan aus in den Sudan einreisen. Seit einiger Zeit existiert nun jedoch eine Strasse. Für Velofahrer ist sie jedoch aufgrund der Sicherheitslage nach wie vor gesperrt. Die Fähre fährt jeweils am Sonntag, einmal pro Woche, von Aswan aus los nach Wadi Halfa. Die Frau von Mo servierte uns am letzen Abend ein leckeres Nubisches Essen. Mo half uns die ganze Zeit bei allen möglichen Dingen.

Die Nubier sind ein heute zum Teil stark mit arabischen sowie schwarzafrikanischen Ethnien gemischtes nilo-saharanisch-sprachiges Volk im heutigen Sudan und im südlichen Ägypten. Nubien war für Ägypten eine wichtige Quelle für Gold, Elfenbein, Felle und Sklaven und daher stets ein Ziel der pharaonischen Expansion. Nubier im engeren Sinne (Nubia) wurden zum ersten Mal um Christi Geburt von Strabon, der Eratosthenes als Gewährsmann nennt, erwähnt und als am Nil nordwestlich von Meroe lebend beschrieben.

Die 20 stündige Überfahrt verlief relativ problemlos. Seitdem die Strasse geöffnet ist benützen viel weniger Menschen die Fähre. Wir hatten das ganze Oberdeck für uns alleine. Die Formalitäten waren ziemlich bald erledigt. Beim Anblick von 6 vollbepackten Tourenfahrern ermüdeten die meisten Beamten bereits.

In Wadi Halfa übernachteten wir kurz um dort unsere Registrierung und das Travel Permit zu erledigen. Sämtliche Touristen müssen sich spätestens nach 3 Tagen im Sudan für 40 Dollar registrieren und brauchen zum reisen eine Erlaubnis. Auf dem Meldeamt beeindruckte uns gleich einiges. im vergleich zu Ägypten läuft hier alles richtig speditiv ab. Es gibt Computer, alle Angestellten sprechen Englisch und man sieht sehr viele Frauen, die hier am Schalter arbeiten.

Gut gelaunt fuhren wir darauf los in die Nubische Wüste. Auch die Strassen sind hier in einem viel besseren Zustand wie im nördlichen Nachbarland. Zudem bläst täglich ein starker Wind von Norden her. Holland kann definitv einpacken im Vergleich zum Sudan. Flache Strecken, gute Strassen, Rückenwind und freundliche Menschen. Was einem zusätzlich immer in der Wüste begleitet, ist der Sand. Anfangs steckt er einem in den Schuhen, irgendwann hat man ihn im Schlafsack und schlussendlich knirscht es zwischen den Zähnen.

Das Hauptgericht im Sudan ist Fool, pürierte Pufferbohnen mit Zwiebeln und Öl. Als Beilage kriegt man meistens Brot und Ei. In Abri übernachteten wir erneut in einem nubischen Guesthouse und fuhren am nächsten Tag nach Wawa weiter um dort den Soleb Tempel zu besichtigen.

Der Ort besitzt einen großen Tempel aus Sandstein, der von Amenophis III. errichtet worden ist. Es ist der bisher südlichste bekannte Tempel dieses Königs. Er war dem Gott Amun-Re und dem Herrscher selbst geweiht. Architekt war wohl Amenophis, Sohn des Hapu.

Bei den meisten Sehenswürdigkeiten, die wir im Sudan besuchten, waren wir oftmals die einzigen Besucher. Die Menschen freuen sich eigentlich immer Touristen zu sehen. Ein krasser Gegensatz zu Ägypten. Der Eintritt kostet in der Regel um die 50 Sudanesische Pfund. Nach offiziellem Währungskurs entspricht dies ungefähr 9.- Euro. Auf dem Schwarzmarkt hat sich der Preis jedoch bereits seit langem schon verändert. 1$ USD wird offiziell für 6 Sudanesische Pfund gehandelt, währendem man auf dem Schwarzmarkt 10 und mehr Pfund dafür kriegt. Für viele Menschen sind viele alltägliche Dinge mittlerweile fast unerschwinglich geworden.

Wir übernachteten meistens irgendwo in der Wüste. Die Ruhe und der Sternenhimmel hier sind einfach gigantisch. Aber auch die Temperaturunterschiede. Tagsüber steigt das Thermometer auf über 30° Grad und in der Nacht fallen sie bis auf 5° Grad. Am Tag schwitzt man wie verrückt und in der Nacht friert man. Zwei Tage später besichtigten wir Deffufa.

Zu Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr. war der Ort das Zentrum der Kerma-Kultur. Zentrale Anlage der Stadt war ein großer massiver Lehmziegelbau, der heute als untere oder westliche Deffufa (nubisch „Backsteinruine“) bezeichnet wird. Die Funktion des 19 Meter hohen und weithin sichtbaren Bauwerkes ist umstritten, es handelte sich entweder um einen Palast oder einen Tempel. Es konnten zahlreiche ägyptische Objekte gefunden werden, die einerseits sicherlich gehandelt worden sind, andererseits vielleicht bei Kriegszügen erbeutet wurden. Beim Niedergang des Reiches wurde Kerma von den Ägyptern eingenommen. Der Ort wurde um 400 n. Chr. verlassen.

Dank dem Rückenwind kamen wir recht gut vorwärts und waren am Abend bereits schon in Dongola, wo wir zwei Tage lang Pause machten um mit dem Bus nach Karima zu fahren.

Der Jebel Barkal (287 m, Barkal bedeutet „heilig“) ist ein kleiner Berg im Norden Sudans. Der Barkal ist von einem ausgedehnten Ruinenfeld umgeben, das mehrere Tempelanlagen, bedeutende „Paläste“ sowie eine Pyramiden-Nekropole umfasst. Die Bauten bilden zusammen mit den Funden in Sanam die antike Stadt Napata. Daher erhielten der Berg Barkal, Sanam und weitere Fundstätten der Umgebung 2003 von der UNESCO den Status Weltkulturerbe. Spätestens seit Thutmosis III. im 15. Jahrhundert v. Chr., von dem die frühesten ausgegrabenen Ruinen stammen, galt den Ägyptern der Barkal als südliches Gegenstück zur Tempelanlage in Karnak (Luxor) und als Wohnort des Gottes Amun. Bis zur 20. Dynastie war der Barkal das wichtigste religiöse Zentrum der Ägypter in Nubien.

Die Pyramiden und Grabanlagen südlich des heutigen Dorfes al-Kurru (auch el-Kurru) in Sudan sind der älteste Teil des Friedhofes um die nubische Stadt Napata. Der Friedhof liegt etwa 10 Kilometer südlich von deren Zentrum am Berg Barkal, auf der westlichen Seite des Nil. Die ältesten Gräber werden auf 860 v. Chr. datiert, also noch in die Zeit vor der Gründung des Reiches von Kusch in Nubien.

Die letzte Sehenswürdigkeit auf unserer Reise dem Nil entlang besuchten wir in Alt Dongola. Mit der Fähre setzten wir über den Fluss um dort die ehemalige Stadt zu besichtigen. Ich fand den Friedhof am beeindruckesten von allem.

Alt Dongola war die Hauptstadt des nubisch-christlichen Reiches von Makuria. Die Ursprünge der Stadt sind bisher ungeklärt. Sie wurden vielleicht am Ende des fünften Jahrhunderts von einem der ersten Herrscher von Makuria als Festung gegründet. Vom 9. bis 11. Jahrhundert erlebten Dongola und das Reich von Makuria seine Blütezeit. Insgesamt konnten bisher 14 Kirchen festgestellt werden.

Neue Bauten wurden in der Stadt errichtet. Dazu gehören der Thronsaal des Königspalastes, der noch heute steht, da er später zu einer Moschee umgebaut wurde. Nach dem 11. Jahrhundert sah die Stadt dem Niedergang entgegen. Die alten Kirchen wurde teilweise renoviert, und es wurden neue Kirchen gebaut, doch waren diese eher klein. Im 13. Jahrhundert zerfiel das Reich von Makuria, und Dongola verlor seine Bedeutung.

Am nächsten Tag beluden wir unsere Velos mit viel Essen und Wasser um uns vom Nil zu verabschieden und 320 km quer durch die Wüste nach Khartoum, die Hauptstadt des Sudans, zu radeln. Genau diese Einsamkeit und Ruhe habe ich in Ägypten und Jordanien oftmals vermisst. Nur teilweise hatten wir Seitenwind. Meistens drückte uns der starke Rückenwind aber richtig vorwärts. Nach 2 Wochen erreichten wir schlussendlich unser gemeinsames Ziel, Khartoum.

Mit dem Bus fuhren wir nochmals in Richtung Norden um die Pyramiden von Meroe zu besichtigen und dort eine Nacht zu biwakieren.

Die meist aus Stein erbauten Pyramiden von Meroe sind mit einer Höhe von unter 30 Metern deutlich kleiner als die bekannten altägyptischen Pyramiden und dienten den Königen, Königinnen und hohen Beamten des historischen Reiches von Kusch in Nubien als Grabstätten. Ihr Entstehungszeitraum reicht hauptsächlich von circa 300 v. Chr. bis etwa 300 n. Chr. Die Pyramiden von Meroe gehören seit 2011 zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Die BAND OF BROTHERS machten ihren letzten gemeinsamen Ausflug zu der Sufi Zeremonie in Omdurman. Die Menschen hier freuten sich sehr über unseren Besuchen. Wir durften einfach so an ihrem Ritual teilnehmen und sogar eine Weile vor dem heiligen Schrein sitzen. Man fühlte sich als Teil der Gesellschaft. Mit ihren bunten Gewändern, den Trommeln und Lieder entstand mit der Zeit eine tolle Atmosphäre. Männer, Frauen und Kinder jeglichen Alters zelebrierten in einem grossen Tanz alle zusammen bis zum Sonnenuntergang.

Die Burhani-Tariqa ist ein islamischer Sufi-Orden (Tariqa) von Sayyid Ibrahim al-Quraschi ad-Disuqi, dem vierten der großen Sufischeichs und Ordensbegründer. Die Burhani-Tariqa verbreitete sich erstmals in der Zeit von Scheich Muhammad Uthman Abd al-Burhani († 1983). Unter Scheich Muhammad Uthman fand die Tariqa in Sudan und in Ägypten zahlreiche Anhänger – in den 1970er Jahren gingen die Schätzungen allein in Ägypten in die Hunderttausende. Scheich Muhammad Uthman, der den Beinamen Sayyid Fahr ad-Din erhielt, starb am 5. April 1983 und ist in Khartum begraben. Sein Grab ist heute ein vielbesuchter Pilgerort.

Caspar fliegt von hier aus wieder zurück nach Hause. Michael hat schweren Herzens sein Single Speed Velo auf die Seite gestellt und reist nun mit dem Bus weiter. Dies war das erste Mal, dass ich in einer solch grossen Gruppe geradelt bin. Die Zeit war enorm erlebnisreich und ich möchte mich an dieser Stelle bei allen meinen BROTHERS für die tolle Zeit bedanken.