Der Umweg

Der Umweg


Der Grenzübertritt verlief ohne weitere Probleme und schon einen Tag später war ich zurück in der Wild Trak Adventure Lodge im Bardiya National Park. Natürlich ging es noch einmal mit Sitaram in den Dschungel.

Diesmal hatten wir leider nicht so viel Glück mit den Tigern. Dafür entdeckten wir nach der Mittagspause zwei riesige Horden Elefanten. Insgesamt zählten wir 38 Tiere und konnten vom Baum aus fast eine Stunde lang den Elefanten am Fluss zuschauen.

Insgesamt verbrachte ich fast nochmals eine ganze Woche bei Johnny in seiner Lodge. Weiter zu fahren fiel mir danach nicht leicht. Zudem fing langsam die Regenzeit in Nepal an. Vermischt mit der Hitze und hohen Luftfeuchtigkeit fühlt man sich fast wie in einer 24 Stunden Sauna.

Johnny hatte mir eine alternative Route durch die Berge empfohlen, da ich nicht noch einmal die ganze Strecke auf dem Highway zurück nach Kathmandu fahren wollte. Deshalb bog ich in Kohalpur Richtung Norden ab.

Sobald man die Hauptstrassen in Nepal verlässt wird es richtig abenteuerlich. Die Strassen verwandeln sich schlagartig in enorm steile Schotterpisten und bei dem vielen Regen ist dann oftmals schieben angesagt.

So kam ich nur sehr langsam voran. Dafür bekam ich aber das richtige Nepal zu sehen. Die Menschen sprachen meistens kein Englisch und es war nicht immer einfach Lebensmittel in den Dörfern aufzutreiben.

Zudem platzte mir mitten im Nirgendwo mein Hinterrad Reifen. Natürlich kam gleich das ganze Dorf angerannt und alle schauten mir beim Reifen wechseln zu (ich hatte zum Glück noch einen Faltreifen im Gepäck). Zudem gab meine Pumpe auch gleich noch den Geist auf.

In Sandhikharka konnte ich zum Glück dann in einer Motorrad Werkstatt eine neue Velopumpe kaufen. Die Nepalesen sind im Vergleich zu ihren Indischen Kameraden enorm zurückhaltend und sehr hilfsbereit.

Mit der Zeit musste ich meinen Zeitplan komplett über den Haufen werfen. Die Bedingungen hier sind definitiv ein anderes Kaliber und die Regenzeit lieferte noch ihren zusätzlichen Beitrag dazu.

Eigentlich wollte ich noch einen Abstecher nach Pokhara machen. Jedoch benötigte ich bereits schon 10 Tage bis ich in Tansen ankam. Dort wollte ich einfach nur noch möglichst schnell nach Kathmandu.

Dieser schöne aber enorm anstrengende Umweg hatte mich 16 Tage gekostet. Genau 3 Monate nach meinem Start in Richtung Spiti Valley kam ich wieder zurück nach Kathmandu.

Viele Dinge an meinem Velo und der Ausrüstung benötigten dringend eine Reparatur und einige Sachen mussten komplett ersetzt werden.

Meine Mutter entschloss sich mich spontan zu besuchen. Sie brachte mir auch einige wichtige Ersatzteile mit. Zusammen erkundeten wir das Kathmandu Tal. Zuerst besichtigten wir den Kathmandu und den Patan (Lalitpur) Durbar Platz.

Über viele Jahrhunderte war Lalitpur Hauptstadt eines eigenen Königreiches, das erst unter König Prithvi Narayan Shah im Jahr 1768 in das Königreich Nepal eingegliedert wurde. Ursprünglich hießen die Stadt und das Königreich Patan. Die Geschichte der Stadt geht mehr als 2300 Jahre zurück.

Natürlich durfte auch ein Abstecher nach Bhaktapur nicht fehlen. In einem traditionellem Gästehaus liesen wir es uns 2 Tage gut gehen und besichtigten den Ort. Aufgrund des Erdbebens vom 25. April 2015 starben in der Altstadt etwa 200 Menschen beim Einsturz vieler kleinerer Gebäude und zweier großer Tempel.

Vom 14. Jahrhundert bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war Bhaktapur Hauptstadt des Malla-Reiches. Aus dieser Zeit stammen viele der 172 Tempelanlagen, der 32 künstlichen Teiche und der mit Holzreliefs verzierten Wohnhäuser.

Die gemeinsamen Tage vergingen wie im Fluge und schon bald musste ich mich wieder von meiner Mutter verabschieden. Vielen herzlichen Dank für alles!

Zurück im Hostel traf ich auf einen alten Weggefährten. Jock aus Schottland hatte ich schon vor 3 Monaten hier kennen gelernt. Durch Zufall landete er zum Schluss seiner Reise wieder hier in Kathmandu.

Er brachte mich mit Sonja und Akos, einem deutschen Velopärchen aus Deutschland in Kontakt. Sie sind schon seit mehr als einem Jahr mit ihren Velos unterwegs und haben sich hier in Kathmandu für ein paar Monate eine Wohnung gemietet.

Shivaram, der Besitzer, hatte noch eine zweite Wohnung frei und so durfte ich für ein paar Wochen dort einziehen. Irgendwie schon ein komisches Gefühl, wenn man nach 27 Monaten unterwegs plötzlich wieder einmal eine eigene Wohnung hat.

Wer nach Nepal kommt muss einfach zwangsläufig wandern gehen. Das ist schon fast Pflicht in diesem Land. Zusammen mit Akos ging es von unserer Haustür aus los auf den Helambu Trek.

Touristisch ist das Helambu Teil von drei Trekkingrouten. Die am meisten begangene Route führt im Nordwesten über den Laurebina La (4609 m), einen hohen Himalayapass, über die heiligen Seen von Gosainkund in das Tal von Langtang.

Das Wetter spielte leider nicht so mit. Zudem hatten wir beide unsere kleinen Wehwechen. Bei Akos sorgten seine Schuhe für Schmerzen an den Füssen und mein Rucksack schürfte mir die ganzen Schultern auf.

Am meisten machten uns die Blutegel zu schaffen. Bei Regen griffen die Dinger uns an wie Aliens und wir waren ständig damit beschäftigt uns die Dinger vom Leib zu halten.

In Gosaikund entschlossen wir uns den Trek zu beenden und fuhren von Dhunche aus mit dem Bus wieder zurück nach Kathmandu. Dort blieben mir nur noch wenige Tage bis zu meinem Abflug.

Ursprünglich wollte ich eigentlich von Nepal aus via Indien und Burma nach Südostasien radeln. Jedoch ist für mich der Verkehr (besonders in Indien) einfach viel zu gefährlich und ich hatte auch keine Lust nochmals mich durch Indien zu schlagen.

Deshalb entschloss ich mich für eine andere Option und werde meine Reise in Ostasien fortsetzen. Die Zeit hier in Nepal habe ich enorm genossen. Aus meiner Sicht hat das Land enorm viel Potenzial und wird dies in Zukunft hoffentlich auch umsetzen.

Die vielen Begegnungen, die wunderschöne Berglandschaft und die Sehenswürdigkeiten im Kathmandu Tal werde ich in guter Erinnerung behalten. Schon jetzt freue ich mich auf den nächsten Besuch in diesem Land.