Wasser und Gold

Wasser und Gold


Bei der Einreise in Perth am Flughafen verlief alles reibungslos. Mein Gepäck wurde gar nicht kontrolliert obwohl ich tagelang extra alles geputzt hatte. Was mich sofort begeisterte war der Veloweg vom Flughafen in die Stadt hinein. Ein absoluter Luxus!

Die ersten Tage durfte ich bei Brian und Colin verbringen. Heike, die ich in Bangkok getroffen hatte, setzte uns miteinander in Verbindung cyclingcharlotte.com. Die Beiden sind letztes Jahr von Schweden aus nach Singapur geradelt und arbeiten jetzt als Velokuriere in der Stadt.

Brian begleitete mich bei der Abreise noch ein Stück weit. Bis nach Mundaring radelte ich auf dem . Die 59km lange Strecke von Middland nach Mundaring folgt der ehemaligen Strecke der alten Ostbahn (Eastern Railway).

Immer wieder wurde ich von anderen Velofahrern angesprochen und einige luden mich auch mal zu einem Kaffee ein und interessierten sich sehr für meine Reise. Von Mundaring aus ging es dann auf dem weiter.

Kep ist ein Noongar-Wort für Wasser. Die Noongar sind indigene Australier, die im Südwesten von Western Australia zwischen Geraldton an der Westküste und Esperance an der Südküste leben.

Vor der europäischen Besiedlung waren die Noongar kein einzelner Stamm, sondern bestanden aus 13 Gruppen, die eine gemeinsame Kultur und eine ähnliche Sprache mit einigen dialektalen Unterschieden teilten. Heute ist vieles aus der Kultur der Noongar verloren gegangen.

Ich genoss es sehr auf den abgelegenen Wegen zu fahren. Ohne mich ständig auf den Verkehr konzentrieren zu müssen auch wenn ich nicht gerade schnell vorwärts kam. Leider endete der Kep Track schon nach 75km in Northam.

Von dort aus versuchte ich immer wieder der Eisenbahnlinie oder der Wasserrohrleitung entlang zu fahren. Diese haben auf beiden Seiten eine kleine Schotterpiste für die Unterhaltsarbeiten. Ich versuchte so oft wie möglich den zu vermeiden.

Die Autobahnen in Australien kann man aus meiner Sicht nicht als solche bezeichnen. In der Regel sind diese bloss enge, zweispurige Strassen mit enorm viel Verkehr und bieten kaum Platz für Velofahren.

Die Wasserrohrleitung folgte meistens der Autobahn. Diese Leitung wird als bezeichnet. Die Golden Pipeline war mit 540 Kilometern Länge die weltlängste Süßwasser-Pipeline als sie 1903 fertiggestellt wurde. Sie verbindet den Lake C.Y.O’Connor nahe Perth mit dem Mount Charlotte-Reservoir bei Kalgoorlie- Boulder.

Die Pipeline wurde ab 1896 geplant und 1903 fertiggestellt, damit war die Süßwasserversorgung der wachsenden Region sichergestellt. Gebaut wurde sie von Charles O’Connor. Für die Wahl der Route entschied man sich, der Strecke der Eastern Railway bei Northam zu folgen.

O’Connor hatte mit weitverbreiteter Kritik und gegen Anfeindungen des westaustralischen Parlaments wie auch der lokalen Presse zu kämpfen. Er beging im März 1902 Selbstmord, weniger als zwölf Monate vor der Fertigstellung der Pipeline.

Das Pipeline-Programm zog Nutzen aus der Goldentdeckung und brachte großen Wohlstand in die vormals schwächelnde regionale Wirtschaft. Die Pipeline versorgt bis zum heutigen Tag mehr als 100.000 Personen in über 33.000 Haushalten sowie auch die Minen, Farmen und weitere Betriebe.

Bei einer kurzen Rast in Merredin traf ich Ken aus Japan. Er ist vor ein paar Monaten in Schanghai gestartet und radelt bis nach Neuseeland. Wir entschlossen uns bis nach Kalgoorlie- Boulder gemeinsam zu radeln.

Mal wieder mit einem Weggefährten unterwegs zu sein machte richtig Spass. Ken hat noch nicht oft im Zelt übernachtet und bislang auch kaum selber gekocht.

Hier in Australien ist man auf ein Zelt und Kocher angewiesen. Nicht nur wegen den grossen Distanzen zwischen den Ortschaften sondern auch wegen den hohen Lebensmittelpreisen.

Meistens übernachteten wir an einer Raststätte, wo es fast immer Toiletten und Wasser gab. Ken wollte nicht auf den Schotterpisten radeln, da der Freilauf seiner Hinterradnabe im Eimer war. So kämpften wir uns täglich auf dem engen Great Eastern Highway durch den Verkehr.

Besonders die grossen Road Trains fand ich beeindruckend aber auch gefährlich. Im australischen Überlandtransport stellen Road Trains vornehmlich die Versorgung entlegener Regionen sicher. Da viele Gebiete nicht an das Eisenbahnnetz angebunden und die Entfernungen sehr groß sind.

Bei australischen Lastwagenkombinationen spricht man ab einer Länge von 36,50 Metern von einem Road Train. Erlaubt sind maximal 53,50 Meter Länge, ein maximales Fahrzeuggewicht bis 132 Tonnen ohne Zugwagen und eine maximale Höhe von 4,60 Metern.

Wenn so ein Ding mit 80 km/h und einem knappen Meter Distanz an einem vorbei fährt ist dies ziemlich imposant. Meistens sprang ich mit meinem Velo von der Strasse wenn die Monster angefahren kammen.

Auf dem Visitor Centre in Kalgoorlie erfuhren wir dann, dass die Great Central Road momentan wegen starkem Unwetter überflutet ist. Ich entschied mich deshalb nochmals für ein paar Tage mit dem Zug zurück nach Perth zu fahren bis die Situation besser wurde.

Ken will unbedingt bis Ende Mai in Brisbane sein und fuhr deshalb weiter durch die Nullarbor Ebene nach Adelaide. Nachdem ich mich von ihm verabschiedet hatte besuchte ich noch das Goldmuseum und die Goldgruben in Kalgoorlie.

Im Nordosten der Stadt liegt die Golden Mile, eine der größten Goldadern der Welt. Die Super-Pit-Goldmine ist Australiens größtes Goldbergwerk, das im Tagebau betrieben wird und das viertgrößte der Welt ist.

Der Tagebau erstreckt sich über etwa 3,5 Kilometer Länge, 1,5 Kilometer Breite und über 600 Meter Tiefe. Im Bergwerk hätte der Uluṟu ausreichend Platz und fördert im Tagebau jährlich 850.000 Unzen (28 Tonnen) Gold.

Zurück in Perth musste ich einige Dinge für den Outback organisieren. Zudem ist mein Zelt nach 3 Jahren langsam hinüber und hält dem Regen nicht mehr stand. Deshalb musste ich mir ein neues besorgen, was mein Budget ziemlich strapazierte.

Ausserdem gab mir die ungeplante Zwangspause auch ein wenig Zeit meine Route durch den Australischen Outback nochmals genauer zu planen. Nach 10 Tagen in Perth und Fremantle ging es dann mit dem Zug wieder zurück nach Kalgoorlie.