Wow!

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Schon der erste Tag in Petra zeigte sich von der schönsten Seite. Wir kauften uns gleich einen 3 Tages Pass. Die ganze Anlage im Wadi Musa ist riesig und wir bezweifelten, dass man alles an einem Tag sehen kann. Um in die ehemalige Stadt rein zu kommen muss man zuerst durch den Siq hindurch. An der Einmündung des Siq in den Talkessel steht das wohl berühmteste Bauwerk Petras, das fast 40 Meter hohe und 25 Meter breite, im hellenistischen Stil erbaute Khazne al-Firaun. Das „Schatzhaus des Pharao“, wie es von den Beduinen genannt wurde, war in Wirklichkeit eines von zahlreichen Felsgräbern. Es wurde möglicherweise für den Nabatäerkönig Aretas IV. angelegt, der im 1. Jahrhundert v. Chr. regierte.

Von dort aus ging es der Fassadenstrasse entlang bis zum römischen Theater. Ich machte noch einen kurzen Abstecher auf den hohen Opferplatz. Auf dem Weg vom Khazne al-Firaun ins Zentrum Petras liegt links das Römische Theater, das ebenfalls direkt aus dem anstehenden Fels gemeißelt wurde. Je nach Quelle bot es auf 45 Sitzreihen fünf– bis zehntausend Zuschauern Platz. Damit sich bei Regenfällen kein Wasser in der Arena sammeln konnte, installierten die Nabatäer ein ausgeklügeltes Abflusssystem. Eine 25 Meter hohe Mauer schloss das Theater nach außen ab. Bei seinem Bau im 1. Jahrhundert wurden einige Grabkammern freigelegt, die früher in das rückwärtige Felsmassiv getrieben worden waren. Vermutlich wurde das Theater durch ein Erdbeben im Jahr 363 nach Christus zerstört. 1961 wurde es von amerikanischen Archäologen wiederentdeckt und ausgegraben.

Nordöstlich des Theaters erhebt sich die so genannte Königswand. Auf halber Höhe reihen sich dort 13 monumentale Grabtempel aneinander, die aufgrund ihrer Größe und Ausschmückung als Königsgräber gedeutet werden. Dazu gehören etwa das „Palastgrab“, die größte Anlage in Petra überhaupt, das „Korinthische Grab“, das „Soldatengrab“ und das „Urnengrab“ aus dem 2. oder 3. Jahrhundert. Die Baustile der Gräber lassen nabatäische, griechische und römische Einflüsse erkennen.

Am nächsten Tag nahmen wir dann denn unteren Teil der Stadt in Angriff. Von der Säulenstrasse aus besichtigten wir zuerst den grossen Palast Qasr al- Bint Fara’un und danach ging es hoch zum Kloster ad- Deir.

Senkrecht zur Königswand verläuft in Richtung Westen die „Säulenstraße“, die einstige Hauptverkehrsachse Petras. Während die in den Fels gehauenen Grabtempel die Jahrtausende überdauert haben, sind die Wohnhäuser der Nabatäer längst zerfallen. Links und rechts der Säulenstraße haben sich aber noch Reste des Marktes, des „Temenos-Tors“, einer byzantinischen Basilika und mehrerer Tempel erhalten. Der größte davon, Qasr al-Bint Fara’un aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. war möglicherweise den nabatäischen Hauptgöttern Dushara und Al-Uzza geweiht.

Am modernen Museum im Westen des Talkessels vorbei führt ein Bergpfad durch das Wadi Kharareeb zum außerhalb der eigentlichen Stadt gelegenen Felsentempel ad-Deir. Sein Name, auf Deutsch „Kloster“, geht darauf zurück, dass sich im Mittelalter Mönche darin niederließen. Es ist 39 Meter hoch und 47 Meter breit; allein die Urne auf der Spitze des Rundtempels misst 9 Meter in der Höhe. Wegen seines schlichten, aber monumentalen Stils und seiner einsamen Lage zählt das ad-Deir zu den beeindruckendsten Werken nabatäischer Baukunst.

Steht man vor der riesigen Fassade des Klosters. wird einem erst die Dimension dieses Monuments bewusst. Die Nabatäer waren definitiv für mich eine Hochkultur zur damaligen Zeit. Im Gartenbau habe ich auch schon einige Steine bearbeitet. Aber was die Leute hier aus dem Felsen gezaubert haben ist für mich unvorstellbar.

Den dritten Tag nutzten wir um Little Petra zu besuchen. Der Siq el-Barid, auch Little Petra genannt, liegt wenige Kilometer nördlich der Nabatäerstadt Petra. Obwohl el-Barid deutlich kleiner ist als Petra und über weniger prächtige Fassaden verfügt, war die ursprüngliche Bedeutung groß: Klein-Petra war ein bedeutender Karawanenrastplatz auf der Handelsroute zwischen Mittelmeer und Rotem Meer – und auch der größte Warenumschlagsplatz von Petra.

Die schmale Schlucht am Eingang war durch eine Tür zu verschließen und bot große Sicherheit durch ihre Unzugänglichkeit. Die eigentlichen Unterkünfte liegen im engen Tal des Siq el-Barid. In der ganzen Schlucht finden sich zahlreiche Höhlen, Nischen, Fassaden, Kanäle und Zisternen. Zahlreiche Treppen führen nach oben – vermutlich zu hochgelegenen Opferplätzen, wo Kulthandlungen ausgeführt wurden. Bei den Höhlungen handelt es sich vor allem um Wohnräume und (Kult-)Speiseräume (Triklinien) – Grabstätten gibt es wenige.

Im Gespräch mit den Beduinen, die hier seit Jahrhunderten in den Höhlen hier leben, erfuhren wir dass der Tourismus in den vergangenen Jahren drastisch zurück gegangen ist. Vor dem Syrienkrieg zählte man bis zu 5’000 Touristen pro Tag. Heute sind es teilweise gerade mal knapp 500 Besucher. Dieses Bild präsentiert sich in ganz Jordanien so.

Unseren letzten Tag nutzten wir um ein wenig die abgelegenen Bereiche von Petra zu besichtigen. Wie zum Beispiel die unvollendeten Gräber, das Grab des römischen Soldaten, den Garten Tempel und das Triclinium.

Besonders die Steinfarben sind enorm eindrücklich und im Tagesverlauf ändert sich diese aufgrund der Sonneneinstrahlung immer wieder.

Oftmals fragten uns die Leute ob meine Begleitung die Frau oder die Schwester wäre. Das dies meine Mutter ist wollten die meisten kaum glauben. Regelmässig bekam ich bis zu 100 Kamele angeboten für sie. Ein Kamel koste ungefähr im Schnitt 1’000 Dollar. Mit dem Geld könnte ich ganz schön lange durch die Weltgeschichte radeln!

Von Petra aus fuhren wir kurz nach Aqaba. Die Stadt hat jedoch nicht sonderlich viel zu bieten ausser Strand- und Tauchplätze. So fuhren wir ziemlich bald wieder nach Amman und erlebten dort das höchste Hochwasser seit langem.

Das ganze fing zuerst harmlos mit ein wenig Regen an. Doch schon ziemlich bald entwickelte sich alles zu einem riesigen Fluss. Der ganze Verkehr kam komplett zum erliegen. Nach etwa einer Stunde war das Ganze vorbei. Besonders in Downtown, wo wir unser Hotel hatten, war der Sachschaden erheblich (ungefähr 5 Mio. Dinar ≈ 3 Mio. Euro). Zudem starben 4 Menschen in den Fluten. Die Mietpreise sind seit dem Syrien Krieg enorm in die höhe gestiegen. Zum Teil haben sich die Preise vervierfacht. Viele können sich keine eigene Wohnung mehr leisten und leben deshalb illegal als Untermieter in Kellergeschossen oder Garagen. Das Hochwasser überraschte diese Leute im Schlaf.

Von Amman aus wechselten wir nochmals nach Madaba und besuchten zuerst mit dem Taxi Jerash.

Bereits aus dem 6. Jahrtausend v. Chr. stammen erste Spuren menschlicher Besiedlung in Gerasa. Es sind Bronzezeitliche- und Eisenzeitliche Spuren erhalten. Aus diesen Zeiten stammt auch der Name Gerasa. Die bis ins 1. nachchristliche Jahrhundert nur unbedeutende Stadt erlebte unter römischer Herrschaft und unter dem römischen Frieden einen schnellen Aufstieg. Sie wurde Teil der Dekapolis und machte als Handelsstadt zunehmend dem älteren Petra Konkurrenz.

Ihre Einwohner gewannen Erz in den nahen Adschlun-Bergen. Ab der Mitte des ersten Jahrhunderts führte dieser Aufschwung zu reger Bautätigkeit und einer reichen, auch heute noch beeindruckenden Fülle von Baudenkmälern. Kaiser Hadrian stattete der Stadt im Winter 129/130 einen Besuch ab. In den folgenden Jahrhunderten änderte sich die politische Situation in dieser Region grundlegend und die Stadt verlor an Bedeutung. Vor lauter Säulen sieht man hier manchmal fast die Umgebung nicht mehr.

Unseren letzten Besuch widmeten wir dann den Wüstenschlösser um Azraq herum. Die Burgen wurden zwischen dem 7. und 8. Jahrhundert, hauptsächlich zwischen 660 und 750 während der Herrschaft der Kalifen der Umayyaden-Dynastie, die 661 Damaskus zu ihrer neuen Hauptstadt gemacht hatten, erbaut. Funktion und Zweck ist bis heute nicht endgültig geklärt. Sie dienten vermutlich als Verteidigungsanlagen, zu landwirtschaftlichen und wirtschaftlichen Zwecken, als Treffpunkte der Beduinen (untereinander und mit dem Gouverneur der Umayyaden), als Badiyas (Ruhesitze von Adligen) oder als Karawansereien. Die Anlagen wurden teilweise auf Überresten älterer Gebäude errichtet, teilweise neu erbaut.

Danach musste ich mich bereits wieder von meiner Mutter verabschieden. Die 18 Tage gingen wie im Fluge vorüber. Vielen vielen Dank für alles Mami!

Vier Tage verweilte ich noch in Amman um mich auf die Weiterfahrt vorzubereiten. Es wird langsam auch hier im Norden kühl. Ich möchte möglichst den Winter vermeiden und werde nun deshalb in Richtung Süden weiterziehen.