Bye Bye Tourist!

Bye Bye Tourist!


Eigentlich wollten wir in Osh im Osh Guesthouse übernachten. Nach einem halben Tag vergeblicher Suche entschlossen wir uns einen erneuten Versuch im Tes Guesthouse zu machen. Diese stellten uns gleich einen ganzen Raum zur Verfügung.

Um die Ecke entdeckten wir zudem einen Supermarkt, wie es sie nur selten gibt in Zentralasien. Ich kriegte meinen fünften Durchfall in Zwei Monaten und ernährte mich nur noch von Schoggi, Kellog’s und Haribos in den drei Tagen. Das hilft!
Wir haben durch unsere Faulheit nur wenig von der Stadt mitbekommen und für einmal einfach nur Dolce Vita gemacht.

Am 10. Juni 2010 brachen hier nach einem Streit zwischen Kirgisen und Usbeken in einem Kasino Unruhen aus, die schlussendlich zum Sturz des kirgisischen Präsidenten Kurmanbek Bakijew führten. 37 Menschen verloren dabei ihr Leben. Seither wird das Land von der Übergangspräsidentin Rosa Otunbajewa geführt. Ende Oktober 2011 sind jetzt Neuwahlen angesetzt. Die Gewalteskalation sorgte für eine weitere Destabilisierung der früheren Sowjetrepublik. Bakijew lebt seit dem Umsturz in Weissrussland im Exil.
Wir haben nur sehr wenig noch gesehen von den damaligen Unruhen. Gut erholt ging es mit dem Velo wieder back to Sary Tash. Am ersten Tag bewältigten wir den 2389 Meter hohen Kyiyrchick Pass ganz leicht.

Am nächsten Morgen beginn es leicht zu regnen. Wir packten deshalb die Zelte zusammen und fanden in Gülchö einen Laden mit Vordach zum Sonntagsbrunch.

Mit voll gefressenen Bäuchen radelten wir weiter in die Berge hinein.

Die nächsten zwei Tage ging die Fahrt über den Pass. Wir fanden einen wunderschönen Zeltplatz und schluckten ziemlich viel Staub bei der unasphaltierten Fahrt über die Passhöhe. Die Chinesen bauen auch hier ein komplett neues Wegnetz. Ihre Lastwagenfahrer haben die Fahrzeugprüfung vermutlich bei der Kamikazeeinheit absolviert. Unglaublich, dass wir keine Unfälle miterlebten. Talon versuchte einer der Bagger zu steuern. Was eher nach Superman in Action aussah.

Genau eine Woche nach unserem ersten Besuch in Sary Tash traffen wir bei winterlichen Temperaturen am späten Nachmittag dort ein. Im Guesthouse traffen wir auf aus Chamonix. Sie ist von Peking aus gestartet und fährt zurück ins Mont Blanc Gebiet. Im Pamir wird sie von Ben und seiner Freundin aus Frankreich begleitet.

Sie arbeitet ebenfalls im Winter im Pisten- und Rettungsdienst. So gab es natürlich eine längere fachliche Unterhaltung bis in die Nacht hinein.
Die Fahrt zum Irkestham Pass am nächsten Tag bescherte uns einen ziemlich starken Gegenwind. Mit der Kulisse des Pamirs war die Anstrengung jedoch nur halb so wild.

Die Fahrt zur Grenze war fast so wie Velofahren im Appenzell. Ein ständiges rauf und runter. Die Kinder riefen uns immer wieder „Bye Bye Tourist“ zu. Zum Teil fuhren sie auch mit ihren Singlespeed Velos hinter uns her. Schon fünf Kilometer vor der Grenze standen die ersten Lastwagen in der Schlange und auch Dromedare begrüssten uns.

Eigentlich erwarteten wir für den nächsten Tag einen riesigen Ansturm an der Grenze. Alle Formalitäten auf der kirgisischen Seite gingen aber ziemlich speditiv über die Bühne. Im Nomansland riss meine Kette. Die wartenden LKW Fahrer waren ziemlich imponiert von unserem Veloflickset.

Was wir anschliessend an der chinesischen Grenze erlebten war für mich sehr faszinierend. Die Soldaten waren derart diszipliniert und speditiv, dass einem schon fast mulmig wurde beim zuschauen. Wir wurden sehr freundlich behandelt und standen bereits nach einer Stunde auf chinesischem Festland. Leider war heute definitiv nicht mein Tag. Bei der Gepäckkontrolle riss eine Schraube aus der Ortlieb Tasche aus und anschliessend gleich nochmals die Kette. Zudem verlor ich noch einer meiner Wassetflaschen. Zum heulen! Wenigstens gab es ein leckeres Mittagessen und viel zu sehen im neuen Land.

Die Strasse war oftmals nicht asphaltiert aber trotzdem relativ gut befahrbar. Nach den Sandpisten im Pamir sind unsere Ansprüche ziemlich tief gesunken. Die ersten zwei Tagen begegneten wir kaum Menschen. Nur Lastwagen und Motorradfahrern. Was ziemlich angenehm war. Auch das Wetter zeigte sich von der schönen Seite und bescherte uns ein paar angenehme, warme Nächte im Zelt.

Die Strassenschilder sind meistens nur auf Farsi und Chinesisch angeschrieben. Was einem die Orientierung auf der Karte nicht gerade erleichtert. Alle Chinesen scheinen sehr tüchtug zu sein. Für Jeden gibt es eine Arbeit. Zum Teil sieht man ganze Armeen von Strassenarbeitern, die unter anderem Bäume anstreichen, Unkraut jäten oder Dreck von der Fahrbahn entfernen.

Auch die Dromedare sind hier nicht mehr Schwarz sondern Weiss. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher ob Yoga von den Chinesen erfunden wurde. Jedenfalls habe ich als Ausgleichsmöglichkeit schon mal damit angefangen. Das beruhigt die Nerven und sieht schon fast gut aus. Vielleicht muss ich noch ein wenig die Atmung verbessern.

Die Ankunft in Kashgar war wie die Reise in eine neue Welt. Nach Zentralasien ist diese moderne Stadt einfach komplett anderst. Nur noch wenig erinnert an die Altstadt. Bereits am ersten Abend füllten wir unsere hungrigen Bäuche auf dem Nachtmarkt. Hier in der autonomischen Provinz Xinjiang leben hauptsächlich Uiguren.

Kashgar ist ein Regierungsbezirk im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang der Volksrepublik China. Er hat eine Fläche von 139.077 km². Sein ökonomisches, kulturelles und politisches Zentrum ist die gleichnamige Hauptstadt, die kreisfreie Stadt Kashgar. Historisch gesehen bezeichnet der Begriff ein etwas größeres Gebiet, und Kashgar war auch die Hauptstadt der kurzlebigen Turkestanischen Republik.

Bereits in der späten Bronzezeit war die Oase von Kashgar besiedelt. In dieser Zeit war hier die Aketala-Kultur verbreitete, die insbesondere Beziehungen zur in der Fergana verbreiteten Tschust-Kultur zeigte.
In dem ersten nachchristlichen Jahrhundert war Kashgar Zentrum eines mächtigen Reiches, das große Teile des westlichen Tarim-Beckens sowie wohl auch Gebiete westlich des Pamir-Gebirges beherrschte.
Im Juli 2009 wurde bekannt, dass die chinesischen Behörden große Teile der Altstadt von Kashgar-Stadt abreißen wollen. Offiziell wird diese Maßnahme mit dem Schutz vor Erdbeben begründet. Exiluiguren und weltweite Menschenrechtsorganisationen verurteilten diesen Schritt als Angriff auf die uigurische Kultur und Geschichte und als weiteren Schritt zur Sinisierung der uigurischen Bevölkerung. Die Oasenstadt Kashgar gilt immer noch als „geheime Hauptstadt“ der Uiguren.

Was ich hier zu sehen bekomme ist einfach unglaublich. Ich fühle mich schon fast wie Alice im Wunderland. Es gibt viele Elektro Roller und Fahrzeuge in allen Formen und Varianten. Zudem wird überall leckeres Essen angeboten und in grossen Postern Werbung gemacht. Die Supermärkte sind riesen gross und haben einfach alles, was man sich nur vorstellen kann. Hier ein paar Impresionen aus meinen Streifzügen durch die Stadt.

In den Apotheken verkaufen sie sogar getrocknete Schlangen und Eidechsen und besonders in der Altstadt kann man den Handwerkern noch immer bei der Arbeit zuschauen.

Hier in der Jugendherberge habe ich Tim und Andi wieder getroffen. Sie haben mich eingeladen mit ihnen die Südroute der Takla Makhan Wüste zu radeln. Jetzt ziehen wir als Schweizer Karawane zu dritt durch die Wüste mit viel Schoggi im Gepäck. Das kann lustig werden.
Talon fährt jetzt weiter auf dem Karakorum Highway nach Pakistan und Indien.

Thanks a lot Talon for the great and funny Time with You! Good luck et Bon Voyage.