Drum Bun Dunārea

Drum Bun Dunārea


Nach 2180 Kilometern der Donau entlang haben wir heute in Zimnicea Rumänien verlassen und damit zugleich auch Abschied genommen von dem wunderschönen Fluss.
Die Fahrt von Belgrad bis hier nach Svistov in Bulgarien war für mich bis jetzt der erlebnisreichste Abschnitt der ganzen Reise. Kurz vor Kostolac in Serbien kam eine Gewitterfront auf uns zu. Direkt neben der Strasse befand sich eine Tankstelle. Die Mitarbeiter spendierten uns gleich einen Kaffee.

Sowohl die Stadt als auch die Burg wurden im 13. Jahrhundert von den Ungarn erbaut. Nach 1389 fiel es in türkische Hände und wechselte danach oft die Besitzer. 1815 kam es endgültig unter serbische Herrschaft. Von der Ruine Golubac aus erstreckt sich der 64.000 Hektar grosse Derdap Nationalpark. Bei Gospodin Vir ist die Donau gerade mal 150 Meter breit und 82 Meter tief. Das ist die größte Tiefe eines Flusses weltweit. Ganz in der Nähe, bei Dubova auf der rumänischen Seite, steht das Monumentul „Decebalus Rex“.

Es wurde in Gedenken an den letzten König von Dakien errichtet (87- 106 n. Chr.) und ist 40m hoch und 25m breit. 20 Kilometer weiter kam das Eiserne Tor, unser Zoll um nach Rumänien zu gelangen. Von 1962 bis 1974 wurde der Djerdap Damm mit seinen riesigen Ausmassen und das Grosskraftwerk gemeinsam von Jugoslawien und Rumänien gebaut. Die Gesamtkosten betrugen stolze 550 Millionen Dollar. An seiner Basis ist der Damm 448 Meter breit und an der oberen Seite mehr als 1200 Meter. Er ragt über 30 Meter aus der Donau und staut diese 150 Kilometer zurück. Das Wasserkraftwerk produziert mehr als 10.5 Billionen Kilowatt Strom. Durch den Bau dieser Staumauer wurde der Wasserstand der Donau um rund 35 Meter angehoben.

Am nächsten Morgen lernten wir Rumänien zum ersten mal richtig kennen. Am Sonntagmorgen wollten wir in Crivina ein Brot kaufen. Der Bäcker, Stefan Gicā, sprach mich auf italienisch an. Er hat noch eine Bar im Dorf und lud uns gleich zu einem Cappuccino ein. Darauf gab er uns zur Feier des Tages gleich noch eine Flasche Rotwein mit Fisch und Paella aus.

Zudem konnte er uns ein paar rumänische Wörter beibringen. Mit einer Flasche Rotwein im Magen fährt es sich wesentlich leichter in den Tag und bei dem warmen Wetter ist der Alkohol schnell verdampft. Das Leben spielt sich hier fast ausschließlich auf der Strasse ab. Mir kommt das Ganze ein wenig wie „Asterix&Obelix“ vor. Rumänien ist ein Land von endloser Weite und ausschließlich von Landwirtschaft und Viehzucht geprägt. Es sind uns sehr viele Pferdefuhrwerke begegnet.

In jedem Dorf winken uns die Leute zu. Sobald wir irgendwo anhalten werden wir umringt. Man fühlt sich schon fast wie ein Radfahrer an der Tour de France. Wild Camping ist hier schon fast notwendig. Es gibt fast keine Zeltplätze in diesem Land. Dafür kann man sein Zelt überall hin stellen. Auch mit den Hunden haben wir uns mittlerweile angefreundet.
Ganz schön war auch der zweite Abend: als wir unsere Zelte aufgebaut hatten, kam Petre Sarcea vorbei. Ihm gehört das Land auf dem wir unser Zelt aufschlugen. Spontan brachte er uns Wein und Brot.

Er verdient als Bauer im Jahr gleich viel, wie ein Landwirt bei uns in der Schweiz in einem Monat erhält. Davon muss er 55% als Steuern dem Staat abgeben. Das einzige negative Erlebniss in Rumänien hatten wir in Corabia. Nach dem Einkauf in einem Supermarkt klauten uns ein paar Zigeunerkinder einen Schokoladedrink. Im Jahre 1407 gibt es die erste schriftliche Aufzeichnung über Zigeuner, im Heiligen Römischen Reich galten sie als Pilger, reisten unter dem Schutz kaiserlicher Privilegien und lebten von den Almosen der Bevölkerung. Aber schon Mitte des 15. Jahrhunderts wurden sie aus den Städten vertrieben und Ende des selben Jahrhunderts sogar als vogelfrei erklärt. Die Zigeuner wurden wie andere umherwandernde Berufsleute wie Schausteller, Quaksalber, Spielleute u.a. als „fahrendes Volk“ bezeichnet.
Mit der Fähre ging es von Zimnicea nach Bulgarien rüber.

Jetzt sind es noch 550 Kilometer bis nach Istanbul. Hoffentlich wird es genau so schön wie in Rumänien…