Heimatlos

Heimatlos


So zwei Monate vor der Abreise geht es manchmal ziemlich drunter und drüber bei den Vorbereitungen. Hier eine kleine Episode:
Nach einem Telefonat mit dem Steueramt, musste ich mich auf der Gemeinde persönlich melden. Zuerst ging es zur Einwohnerkontrolle. Die nette Dame am Schalter hörte aufmerksam meine Geschichte an. Dabei änderte ihre Mimik mehrmals zwischen einem Lächeln und totaler Bestürzung. Am Schluss wusste ich nicht mehr mal ob sie mir überhaupt noch irgend etwas glaubte. Ihre erste Standard Antwort lautete dann sogleich: “ Einen kleinen Augenblick, dass muss ich zuerst abklären.“ Diesen Satz habe ich im Verlaufe des Tages dann etwa noch bestimmt fünf mal gehört.
Der Rest ging dann ziemlich schnell. Zuerst wurde mir mein Heimatschein ausgehändigt und anschliessend erläuterte die Dame, dass ich ab sofort keinen festen Wohnsitz mehr in der Schweiz habe. Prost Nägeli! war sogleich der erste Gedanke. Das ist ein ziemlich seltsames Gefühl. Genau so muss sich ein Nomade fühlen. Ich könne mich mit dem Schein auch im Ausland anmelden, falls ich irgendwo sesshaft werden möchte. Meinte sie noch anschliessend. Wenn das meine Mutter gehört hätte! Der restliche Aufenthalt im Gemeindehaus war nicht minder interessant. Die Sektionschefin schmunzelte nur und vom Steueramt habe ich zehn Tage später einen Brief erhalten in dem sie vermuteten, dass ich nach Deutschland auswandere! So etwas wie längere Individualreisen scheint es bei den Schweizer Behörden nicht zu geben. Ich habe jedenfalls jetzt meinen Steuerberater eingeschaltet und hoffe den ganzen Trubel noch vor der Abreise klären zu können. Es gibt zwischendurch aber auch erfreulichere Momente. Diese Woche kamm mein 90 Tage gültiges Iranvisum per Post. Judihui!