Istanbul

Istanbul


Bereits sind 9 Tage vorbei und ich sitze im Nachtzug von Istanbul nach Ankara. Leider fehlen mir immer noch zwei Visas. Die letzte Woche war ziemlich anstrengend und verlief so: Montag, 2h Fahrt mit Tram und Bus zur usbekischen Botschaft. Offizielle Öffnungszeit ist 10:00-12:00 Uhr. Um 10:30 Uhr wurde die Botschaft geöffnet. Der Botschafter schickte uns in ein Internet Café um ein Antragsformular auszufüllen. Um 11:00 standen wir wieder vor dem Schalter. „Come back in 5 days!“ war die Antwort des Botschafters. Beim verlassen der Botschaft lernten wir Paul van Est kennen paulopdefiets.waarbenjij.nu.

Er fährt von Holland aus ebenfalls nach Zentralasien und dann über den Karakorum Highway durch Pakistan, Indien und weiter nach Australien, Neuseeland, Südamerika und hoch bis nach Kalifornien. Er hatte eine „Letter of Invitation“ und konnte das Visa noch am selben Tag abholen. Im Hostel lernte er zwei weitere Biker kennen. Wir entschlossen uns, ebenfalls dort einzuziehen. Auf dem Rückweg stand noch ein Besuch auf der Botschaft von Kirgistan bevor. Obwohl die Dame eine Stunde zu spät kam, war sie sehr hilfsbereit. Wir mussten die Visagebühren direkt auf der Bank einzahlen.

Am Dienstag ging es auf das Konsulat von Turkmenistan. Es liegt am anderen Ende der Stadt. Der Mann am Schalter wollte zuerst das Iranische und Usbekische Visa sehen. Deshalb fuhren wir am Mittwoch nochmals auf die Usbekische Botschaft. Dort hiess es, wir sollten um 15:00 Uhr zurück kommen, da er zuerst in Tashkent anrufen muss. Um 15:00 Uhr gab es einen negativen Bescheid. Entnervt versuchten wir darauf hin, ob es auf der Kirgisischen Botschaft eine Möglichkeit gibt. Dazwischen lernten wir Emmanuel Cornuau und Alexandre Mondėsert kennen surlaroutedesdispensaires.over-blog.com. Die beiden fahren mit ihrem selbst gebauten Auto von Frankreich nach Zentralasien und via Russland wieder zurück.

Auf der kirgisischen Botschaft konnten wir unsere Pässe deponieren und am nächsten Tag um 14:00 Uhr die Visas abholen. Ich liebe Kirgistan!
Am Freitag standen wir um 10:30 Uhr wieder vor der usbekischen Botschaft. Wir sollten um 12:30 Uhr, also ausserhalb der offiziellen Öffnungszeiten, wieder kommen. Als wir zur besagten Zeit dort standen war der Botschafter plötzlich sehr freundlich. Kein Wunder! Er verlangte für die Visas 110US$. In der Hoffnung noch am selben Tag das turkmenische Transit Visa beantragen zu können, ging es erneut ans andere Ende der Stadt. Der Botschafter war ziemlich schlecht gelaunt. Als ich ihm meine vollständigen Unterlagen hin legte meinte er nur: „I don’t speak English!“. Unglaublich, was sich diese Leute erlauben können.
Zum Glück verlief der Rest des Abends wesentlich erfreulicher. Meine Mutter kam zusammen mit der Familie meines Onkels auf Besuch.

Nach fünf Tagen auf den Botschaften konnten wir erstmals richtig entspannen und die Stadt besichtigen. Es gibt sehr viele Sehenswürdigkeiten in Istanbul.
Alphonse de Lamartine hat das treffend beschrieben: „Wenn man nur einen einzigen Blick auf die Welt werfen könnte, sollte man sich Istanbul ansehen.“
Am Samstag besuchten wir zuerst die Blaue Moschee.

Sultan Ahmet der Erste ( regierte 1603-17) wollte sich mit dem Bau der Moschee, die seinen Namen trägt, ein Denkmal setzen. Sie hat sechs Minarette und den größten Vorhof aller osmanischen Moscheen. Auch der Innenraum ist grandios: ein riesiger zentraler Gebetsaal mit 260 Fenstern und Zehntausenden blauer Fliesen, die dem Bauwerk seinen inoffiziellen Namen gaben. Ahmet bestieg den Thron mit 14 Jahren und starb ein Jahr nachdem die Moschee fertig wurde, im Alter von 28 Jahren. Neben ihm ruhen fast ein Dutzend seiner Kinder. Reichtum und Macht schützen eben nicht vor Tragödien.
Gleich daneben steht die Hagia Sophia.

Die Hagia Sophia ( Kirche der göttlichen Weisheit) ist Istanbuls berühmtestes Bauwerk. Kaiser Justinian (regierte 527-65) hatte sich vorgenommen, das Römische Reich wieder auf Vordermann zu bringen. Eine seiner Aktionen war der Bau der Hagia Sophia. 537 war sie fertig und blieb, bis die Osmanen 1453 kamen, die größte Kirche der Christenheit. Mehmet der Eroberer ließ sie in eine Moschee umfunktionieren. Als solche diente sie, bis Atatürk sie 1935 zum Museum erklärte. Einzelne Mosaiken aus dem 9. Jh. sind zum Teil immer noch vorhanden.

Ganz speziell war das Harem und die Schatzkammer. Die Bewohnerinnen des Harems kamen oft schon als Mädchen in den Tokapi Sarayi. Sie wurden als Sklavinnen verkauft oder von Adeligen und Potentaten verschenkt. Ausländerinnen kriegten im Harem Unterricht in Islam, türkischer Sprache und Kultur. An der Spitze stand die valide Sultan( Sultansmutter). Oft gehörten ihr riesige Landgüter, die sie durch schwarze Eunuchen verwalten ließ. Sie konnte dem Grosswesir unmittelbar Befehle erteilen und hatte oft grossen Einfluss auf den Sultan. Nach islamischem Recht durfte der Sultan vier Ehefrauen ( Kadin) haben. Konkubinen durfte er so viele haben, wie er sich leisten konnte. Manche leisteten sich bis zu 300, die allerdings nicht alle gleichzeitig im Harem lebten.

Pünktlich um 9:30 Uhr stand ich, zusammen mit meiner Mutter, am Montag wieder vor dem turkmenischen Konsulat. Diesmal konnte ich endlich meinen Antrag abgeben. Auf dem Rückweg in die Stadt entdeckten wir einen türkischen Migros.

Aber auch Preise vergleichen und sich im Feilschen üben, bis einem der Kopf schwirrt. Zum Abschluss unternahmen wir noch eine 1,5 stündige Bootsfahrt auf dem Bosporus, der die Stadt auf 2 Kontinente verteilt, zusammen mit Gordon Yeats facebook.com/Gordon.D.Yeats. Er wohnt ebenfalls im Hostel und ist letzten November von England aus durch ganz Europa geradelt. Von Istanbul fliegt er nun nach Dehli, radelt weiter durch Indien, Südostasien, China, Japan und Korea bis ihm das Geld ausgeht.

Meine Mutter hat mich am Abend zum Kuaför ( Coiffeur) geschleppt. So etwas lässt sich halt nicht vermeiden, wenn Mutti auf Besuch kommt! Ich fühle mich jetzt ziemlich erleichtert, was mein Kopf angeht und hatte zudem die Beste Rasur meines Lebens.

Vielen vielen Dank Mami für Alles! Auch Tom ist weiter gezogen. Seine Freundin kommt ihn in Samsun besuchen. Als britischer Staatsbürger hat er kein Iranvisum erhalten und fährt jetzt via Georgien, Aserbaidschan und Fähre nach Zentralasien. Mein Velo konnte ich im Hotel deponieren und bin mit dem Nachtzug nach Ankara gefahren, um dort mein Visa für Tadschikistan zu beantragen. An der angegebenen Adresse befand sich ein Tennisplatz. Zum Glück sind die Türken sehr hilfsbereit. Ein Verkäufer steckte mich in ein Taxi und bezahlte gleich die Fahrt ans andere Ende der Stadt! Auf der Botschaft ging alles sehr schnell: Nachdem das Formular ausgefüllt war, musste ich 25 US$ auf der Bank überweisen und konnte sogleich mein Visa in Empfang nehmen. Das nenne ich diplomatische Meisterleistung!

Tadschikistan steht bei mir jetzt auf Platz 1 der “ Top Ten“ Botschaften ( Sorry Kirgistan). Auf dem Rückweg zum Bahnhof versuchte ich mein Glück auf der Turkmenischen Botschaft. Der Botschafter sprach kein Englisch und wollte mich nicht herein lassen, da die Botschaft offiziell geschlossen hat am Mittwoch. Schlussendlich gab er mir aber doch eine Audienz beim Vizekonsul. Dieser war ausgesprochen kooperativ und meinte, nach Rücksprache mit Istanbul, ich könnte mein Transitvisa Anfangs Juli auf dem Konsulat in Mashhad ( Iran) abholen. What a nice Day! Jetzt geht es wieder mit dem Nachtzug zurück nach Istanbul und am Freitag, nach 11 Tagen Zwangspause, endlich weiter Richtung Kapadokien.
Hurra!